Besuch: 01/2016
Die historischen Dörfer von Shirakawa-go und Gokayama sind drei Dörfer, die 1995 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden. Sie befinden sich im Flusstal des Shogawa entlang der Grenzen der Präfekturen Gifu und Toyama in der Region Tokai-Hokuriku auf Honshu in Japan.
Shirakawa-go (白川郷, wörtlich: Dorf weißer Fluss) erstreckt sich im Landkreis Ono in der Präfektur Gifu über das Dorf Shirakawa (白川村, -mura), sowie über den Westteil des ehemaligen Dorfes Kiyomi (清見村, -mura) und dem ehemaligen Dorf Shokawa (荘川村, -mura), die beide 2005 in Takayama eingemeindet wurden. Die folgenden Bilder wurden allesamt im Dorf Shirakawa aufgenommen.
Shirakawa-go ist für seine Häuser bekannt, die in einem Architekturstil namens Gassho-zukuri (合掌造り, dt. etwa: „Stil der zum Gebet gefalteten Hände“, siehe Gassho) erbaut wurden. Der Gassho-zukuri wird charakterisiert durch die strohgedeckten, bis zu 60° steilen Dächer, die zum Gebet gefalteten Händen ähneln. Die robuste Bauweise in Kombination mit den Eigenschaften der Strohabdeckung erlaubt es den Häusern, den schweren Schneefällen (bis zu 4m) der Region standzuhalten und den Schnee herabgleiten zu lassen.
Mit drei bis vier Stockwerken zur platzsparenden Unterbringung von Großfamilien und verschiedenem Handwerk unterscheiden sie sich von normalen japanischen Bauernhäusern einerseits durch ihre Größe und andererseits durch das aktiv genutzte Dachgeschoss. Die Region besteht immer noch zu 96% aus dichten Wäldern, so dass Landwirtschaft und Gehöfte nur auf engen Streifen in den Flusstälern betrieben werden konnten. Da aber der traditionelle Reisanbau nicht sehr erfolgreich war, wurden Buchweizen und Hirse angepflanzt. Die oberen Stockwerke der Gassho-Häuser wurden für gewöhnlich zur Seidenraupenzucht genutzt, während die Räume unter dem 1.Stock zur Produktion von Salpeter, dem Rohstoff für Schießpulver, verwendet wurden. Die Blätter der zur Seidenraupenzucht benötigten Maulbeerensträucher wurden ebenfalls im Haus gelagert, um Japanpapier herzustellen. Während sowohl die Salpeterherstellung mit dem Import billigeren europäischen Salpeters und die Papierherstellung mit der Einführung westlicher Herstellungsmethoden im 19. Jahrhundert zum Erliegen kamen, wurde die Seidenraupenzucht bis in die 70er-Jahre fortgeführt.
Im 19. Jahrhundert gab es noch 94 Gassho-Häuser unter den etwa 1800 Häusern der drei Dörfer insgesamt. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Japans zwischen 1950 und 1975 zogen jedoch viele der ehemaligen Dorfbewohner in die Städte, und Häuser wurden abgerissen, um Platz für moderne zu schaffen. Dadurch betrug die Anzahl der Gassho-Häuser in den 90er Jahren nur noch 25 und die aller Häuser sogar nur 148. Eine Nationale Kommission zum Schutz von Kulturgütern ernannte nach einer wissenschaftlichen Untersuchung in den 50ern 5 Gassho-Häuser zum Wichtigen Kulturgut. 1970 wurden Ainokura und Suganuma in Gokayama insgesamt zur Nationalen Geschichtsstätte erklärt, so dass jegliche nichthistorische Änderung der Gassho-Häuser untersagt wurde. Um den Erhalt Ogimachis in Shirakawa-go kümmerten sich die Einwohnern selber, die 1971 den Verein zum Schutz der historischen Dorflandschaft in Shirakawa-go, Ogimachi, gründeten.
Shirakawa ist bis auf wenige Sommermonate ganzjährlich besuchbar. Mit vielen in- und ausländischen Touristen ist besonders an Feiertagen und Wochenenden, sowie über Neujahr und zur Kirschblüte zu rechnen. Eine rechtzeitige Reservierung der Bustickets ist dringend erforderlich.
Wie komme ich dort hin?
Wer sich keiner organisierten Bustour (preislich am günstigsten) anschließen will und auf eigene Faust Shirakawa besuchen möchte, hat die Möglichkeit sowohl von Kanazawa als auch von Toyama mit dem Busunternehmen Nohi Bus zu fahren. Da nur sehr wenige Busse pro Tag pendeln, wird eine frühzeitige Reservierung (im Internet oder per Telefon) dringend empfohlen. Die Fahrt dauert 50 min (Takayama; Roundtrip: 4420 yen), 75 min (Kanazawa; Roundtrip: 3290 yen) oder 85 min (Toyama; Roundtrip: 3060 yen). Alternativ gibt es leider im Moment nur die Anfahrt mit dem eigenen Auto.
Wieviel Zeit sollte ich einplanen?
EinenTag (inklusive An- und Abreise), bei Übernachtung dementsprechend mehr.
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